Geschichte Bernecks
Im Mittelalter um 892
Erste urkundliche Erwähnung als Farniwang
Berneck wurde im Jahr 892 erstmals unter dem Namen «Farniwang» urkundlich erwähnt bei der Übertragung einer Besitzung an das Kloster St. Gallen. Dank der klimatisch geschützten Lage in einem Talwinkel entwickelte sich der Ort auch auf Grund von guten Verkehrsverbindungen zum Appenzeller Land zu einem bedeutenden Marktort. Auf dem Rosenberg errichteten die Grundherren ihre Burgen. Heute ist davon nur noch das schmucke Gartenhäuschen übrig geblieben, das den Rosenberg krönt. Das Fürstenhaus erinnert als Zehntenhaus an frühere Zeiten. Der Name änderte sich in Bernang und im Laufe des 19. Jahrhunderts in Berneck. Der Sprachwissenschaftler erklärt die Namensänderung durch verschiedene Lautwechsel, die sich im Sprachwandel von der althochdeutschen zur mittelhochdeutschen Sprache vollzogen. Ein zweiter Deutungsweg spricht von einem Namenswechsel: Bernang könnte auch aus Berinwang (Halde des Bero) entstanden sein. Als Produkt einer Endsilbenabschwächung setzte sich ab 1800 die Form Bernegg und später Berneck entgültig durch.
um 892
Weinbau Berneck
Der Weinbau ist seit dem 9. Jahrhundert in Berneck anzutreffen. Mit rund 42 Hektaren Reben ist Berneck die flächenmässig grösste Weinbaugemeinde im Kanton St. Gallen. Die steilen Hänge des Rosenbergs, des Eichholzes, der Pfauenhalde, des Rötibergs usw. eignen sich vorzüglich für den Weinbau. Ein Weinwanderweg lädt mit informativen Tafeln zum Erkunden des Rebbaus mit den Arbeiten während eines Jahres ein.
um 900
Früheste Pfarrei im Rheintal
Die katholische Pfarrkirche, kunsthistorisch von regionaler Bedeutung, gehört zu den ältesten im Rheintal und hat ihren Ursprung im ersten Jahrtausend, nämlich um das Jahr 900. 1936 wurde die evangelisch-reformierte Kirche nach den Plänen der Architekten Von Ziegler und Balmer erbaut. Wunderschön sind die Glasgemälde, die der einheimische Künstler Walter Jüstrich 1989 geschaffen hat.
Um 1210
Schloss Rosenburg
Das Schloss Rosenburg bzw. die Edlen von Bernang wurden erstmals 1210 erwähnt. Das trutzige Bauwerk wurde auf einer gegen drei Seiten abfallenden Felskuppe gebaut. Nur nach Westen musste ein künstlicher Schutz gebaut werden, dies in Form einer zwanzig Meter hohen Mauer mit anderthalb Meter Dicke. Eigentümer der Rosenburg waren die Edlen von Bernang, die Behems oder Böhm, das Stift St. Gallen, das Rittergeschlecht von Rosenberg und die Muntprat. Von 1518 bis 1798 hausten Vögte auf der Rosenburg. Unter der Leitung von Dr. med. Johann Jakob Ritz, Arzt, kauften 19 Bernecker Bürger im Jahr 1811 das Schloss Rosenburg. Die verhassten Schlossgebäude wurden dann unverzüglich zum Abbruch verkauft. 1817 übernahm der gleichnamige Sohn die prächtige Aussichtskanzel am Rosenberg. Der geschätzte Arzt, Schreiber und Ammann liess auf dem Gartenhaus das zierliche Glockentürmchen erbauen, das er auch mit einem Uhrwerk ausstattete. Auch heute ist wieder der Glockenschlag zu hören. 1836 pflanzte er die heute unter Schutz stehende Silberpappel. Von der Familie Ritz wechselte das Schlössli Rosenberg, wie nun das ehemalige Gartenhaus genannt wurde, an den Dorfarzt Dr. med. Julius Custer. Die Erben seiner Töchter veräusserten dann das Schlössli im Jahr 2000 an Peter Schmid, Weingut am Rosenberg, Berneck.
um 1500
Wirtschaftsleben
Der Weinbau bildete im Mittelalter die Haupteinnahmequelle der Bernanger und brachte schönen Gewinn, wenn auch die Rebberge nur zum kleinen Teil ihnen selbst gehörten. Der Ackerbau war in Berneck nie von Belang. Der Boden in der Dorfnähe wurde für Futter- und Obstbau verwendet; im Riet draussen bestand die Sitte des Tratts, d.h. des Weidgangs für das Vieh. Das Korn, ebenso Salz, Eisen, Kalk, Bretter, usw. wurde meist auf dem Markt von Lindau besorgt, wofür eine eigene Schifffahrt für den Warentransport von Lindau nach Au-Monstein eingerichtet wurde.
Im Jahre 1500 erhielt der Hof Bernang das gewöhnlich nur städtischen Siedlungen verliehene Marktrecht. Wie in Altstätten und Rheineck durfte wöchtenlich – in Bernang am Dienstag – ein von den benachbarten Ortschaften des Rheintals und des Appenzellerlandes besuchter Wochenmarkt stattfinden. Es wurde da allerlei Feldfrüchte, Hanf, Garn, Werg (Flachs), Tuch, Schmalz, Käse, Hühner, usw. feilgeboten. Besonders die Erzeugnisse aus den Bernecker Töpfereien wurden sehr geschätzt und fanden weit über die Region hinaus guten Absatz. Später wurde die Bewilligung zur Abhaltung von zwei Jahrmärkten erteilt. Die Jahrmarkttradition wurde bis heute aufrechterhalten, bis 1945 war damit auch ein Viehmarkt verbunden.
Ein Markt bedurfte einer gedeckten Halle. Um diese zu schaffen, bauten die Hofleute 1501 ein „Gmeindshus“. 1591 liess Fürstabt Joachim dieses abreissen und das heutige prachtvolle Rathaus erstellen. Es diente früher als Ratsstube, Gerichtsstätte, Marktlaube und Bürgertrinkstube.
um 1525
Trennung in alten und neuen Glauben
1525 traten die Bernanger zum neuen Glauben gemäss Zwingli über, aber bereits 1532 kehrte mehr als die Hälfte der Bevölkerung zum alten Glauben zurück. Die Trennung geschah durchwegs nach Familiengeschlechtern. Die Beck, Federer, Forster, Grüninger, Hongler, Hasler, Lang, Mätzler, Schöbi und Seitz entschieden sich für das katholische Bekenntnis. Bei der neuen Lehre blieben die Dierauer, Gallusser, Jäckli, Indermaur, Jüstrich, Kaufmann, Ritz, Schegg, Schelling und Schmid. Bis zum Neubau der evangelischen Kirche im Jahre 1937 diente die heutige katholische Kirche beiden Konfessionen als Gotteshaus.
1591
Neubau Rathaus
Das stattliche Rathaus wurde im Jahr 1591 gebaut.
1798
Die Gemeinde Berneck entsteht
Anfangs 1798 trafen sich die Rheintaler auf dem Rathausplatz in Berneck zu einer Landsgemeinde, an der beschlossen wurde, die regierenden eidgenössischen Orte zu bitten, auf die Herrschaftsrechte zu verzichten und die bisherigen Untertanen freizugeben. Die in der Folge entstandene Republik Rheintal dauerte dann allerdings nur wenige Tage; die als Befreier gepriesenen Franzosen richteten die Helvetische Republik ein. Berneck gehörte zum neu geschaffenen Kanton Säntis. Nach der Gründung des Kantons St. Gallen 1803 nahm das Eigenleben der Gemeinde seinen Anfang. Der Gemeinderat wurde bestellt, Schul- und Kirchenwesen wurden neu geregelt.
Aus seiner geschützten Lage zog Berneck den Vorteil, zum wirtschaftlichen Zentrum des mittleren Rheintals heranzuwachsen. Handwerker aller Art liessen sich in Berneck nieder. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts bildete Berneck das Einkaufszentrum für die ganze Landschaft. Besonders hochentwickelt waren die Töpferei, die Küferei und die Gerberei.